Selbes Internet, andere Wirklichkeiten

Neue Erkenntnisse zeigen erhebliche Unterschiede darin, wie Menschen weltweit ihre digitale Sicherheit verstehen und schützen.
 

16. Oktober 2025

Die Studie wurde auf dem 34. USENIX Security Symposium (Seattle, 13.–15. August 2025) veröffentlicht und zeigt, wie Menschen weltweit digitale Sicherheit verstehen und praktizieren und warum diese Unterschiede zählen.

Digitale Gefahren und Risiken werden je nach Land anders wahrgenommen und interpretiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue internationale Studie, die sich auf quotenrepräsentative Befragungen von 12.351 Personen aus 12 Ländern stützt und klare, wiederkehrende Unterschiede zwischen westlichen („WEIRD“: Western, Educated, Industrialized, Rich, Democratic) und nichtwestlichen Kontexten zeigt. Diese Unterschiede prägen, welche Bedrohungen Menschen überhaupt wahrnehmen, welche Schutzmaßnahmen sie bevorzugen und welchen Ratschlägen sie vertrauen – mit Folgen für Politik, Produktsicherheit und die Alltagstauglichkeit digitaler Dienste.

Was die Studie zeigt

Untersucht wurden u. a. das Grundwissen zu Sicherheitskonzepten, die Wahrnehmung von Risiken, tatsächliches Schutzverhalten, Quellen für Tipps sowie Erfahrungen mit Cyberkriminalität. Drei Punkte stechen heraus:

·       Andere Blickwinkel auf Bedrohungen: In nichtwestlichen Ländern messen Befragte dem Schutz einer größeren Bandbreite an Daten mehr Bedeutung bei, rechnen mit mehr möglichen Angreifergruppen und holen öfter Rat aus verschiedenen Quellen.

·       Ambivalente Ratschläge: Freunde und Familie spielen als Informationsquelle eine größere Rolle – sind für viele aber zugleich eine potenzielle Risikoquelle.

·       Lieber unkompliziert: Weltweit ergreifen die meisten mindestens eine Schutzmaßnahme, bevorzugen aber eingebaute, einfache Lösungen wie automatische Updates oder Antivirus-Software. Aufwendigere Datenschutzwerkzeuge werden seltener genutzt.

Die Schlussfolgerung: Einheitslösungen funktionieren schlecht. Gute Maßnahmen müssen Kultur, Rechtslage, Infrastruktur und lokale Bedrohungsbilder berücksichtigen.

Vom Ergebnis zur Umsetzung

Für Politik und Behörden ist es wichtig, sichere Voreinstellungen zu fördern und Aufklärung über vertrauenswürdige lokale Stimmen zu organisieren – und Fehlinformationen aktiv zu entkräften. Für Unternehmen und Produktteams sollte im Vordergrund stehen, Sicherheitsfunktionen so zu gestalten, dass sie standardmäßig schützen und möglichst wenig Aufwand verursachen – und zwar passend zu den Endgeräten und der Bedienungskompetenz der Nutzer*innen vor Ort. Hochschulen sollten passende Lehrinhalte entwickeln, die reale Nutzung und Risiken abbilden. Nutzer*innen wird empfohlen, die eigenen Geräte mit den aktuellsten Updates zu versorgen, auf eingebaute Schutzfunktionen zu setzen und Quellen kurz gegenzuprüfen – auch dann, wenn Ratschläge von mutmaßlich vertrauenswürdigen Personen kommen.

Zur Studie

Im Sinne offener Wissenschaft haben die Autor*innen die Studie frei zugänglich veröffentlicht: Darin enthalten sind die anonymisierten Antworten von 12.351 Teilnehmenden aus 12 Ländern. So sind auch im weiteren Verlauf unabhängige Analysen, regionale Vergleiche und evidenzbasierte Entscheidungen möglich.

Datensatz (DOI): https://doi.org/10.60517/ZW12Z533J

Text: Patrick Wilking, RC Trust

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